Gewächs aus der Erde und Same im Garten
Ein Garten hebt sich von seiner Umgebung ab. Denn ihm ist anzusehen, dass sich jemand um ihn kümmert. Bleibt ein Garten über lange Zeit sich selbst überlassen, verliert er sich über die Jahre und Jahrzehnte in der Landschaft. Schon das macht den Vergleich so bemerkenswert, den der Prophet Jesaja bei seiner Betrachtung der Gerechtigkeit Gottes anstellt: Gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgeht, so lässt Gott der Herr Gerechtigkeit aufgehen und Ruhm vor allen Völkern (Jesaja 61, Vers 11). Gerechtigkeit, so verstehe ich das Prophetenwort, ist für Gott eine so vielfältige und unzählig häufige Sache, dass sie sich mit dem Wachsen von Pflanzen vergleichen lässt. So verbreitet wie Pflanzen auf der Erde, so vielfältig und optimal angepasst an die jeweiligen Umstände ist für Gott das „Gewächs“ Gerechtigkeit. Eigentlich. Denn wäre die Erde ein Ort, an dem die Gerechtigkeit wächst und gedeiht, wäre sie der Garten Eden. Das Paradies aber, das Gott für uns „eigentlich“ als Lebensraum vorgesehen hatte, ist für uns für alle Zeit verloren. So verwundert nicht, dass der Prophet als Lebensraum der Gerechtigkeit nicht nur die Erde, sondern auch den Garten nennt. Die Erde ist kein Paradiesgarten und wird auch keiner werden. Aber auf der Erde, in der Welt, in der wir leben, lassen sich Gärten anlegen und pflegen, in denen die Samen der Gerechtigkeit, die Gott aufgehen lässt, bestens gedeihen können. Dass Gärten dieser Art in aller Welt höchstes Ansehen bei denen genießen, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, liegt auf der Hand. Sie segnet Jesus in der Bergpredigt (Matth. 5, Vers 6) mit einem Wort, das hoffen lässt: Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Freude beim Gärtnern und reiche Ernte wünscht uns Pastor Martin Haasler